Wegen ChatGPT werden amerikanische Hochschulabsolventen wieder schriftliche Prüfungsaufgaben von Hand ausführen
Studierende in den USA kehren zum traditionellen Format der Wissensüberprüfung zurück.
Studierende in den USA kehren zum traditionellen Format der Wissensüberprüfung zurück.
Schriftliche Arbeiten, Antworten auf Fragen, Essays und kurze Aufsätze müssen nun handschriftlich in speziellen Prüfungsheften, den sogenannten Blue Books, angefertigt werden. Übrigens ist deren Absatz an der University of Florida bereits um fast 50 % und an der University of Texas um mehr als 30 % gestiegen.
Traditionell wurden solche Hefte in geisteswissenschaftlichen Fakultäten verwendet. Doch diese Neuerung - oder besser gesagt, die Rückkehr zur vor-digitalen Routine - betrifft nun auch juristische und technische Fachrichtungen. Vermutlich wurde die Praxis der handschriftlichen Prüfungsaufgaben wieder eingeführt, weil es vermehrt zu Fällen von Betrug und der Nutzung von Chatbots kam, insbesondere für das Schreiben von Essays, wissenschaftlichen Arbeiten und Tests. Dozenten sind der Meinung, dass es für Studierende schwieriger ist, von ChatGPT oder einem anderen neuronalen Netzwerk abzuschreiben, wenn sie ihre Arbeiten von Hand schreiben.
Dennoch ist diese Entscheidung unter Lehrkräften umstritten. So oder so müssen Studierende mit künstlicher Intelligenz interagieren, daher ist es für sie wichtig, den Umgang mit neuronalen Netzwerken möglichst effizient zu erlernen. Zudem ist die Korrektur von handschriftlichen Arbeiten deutlich zeitaufwändiger und arbeitsintensiver.
Kürzlich wurde bekannt, dass amerikanische Hochschulabsolventen ihre Besorgnis über ihre zukünftigen Berufsaussichten zum Ausdruck bringen. Laut einem Bericht der Plattform Handshake befürchten mehr als 56 % der Befragten, aufgrund künstlicher Intelligenz keine Arbeit zu finden. Das Ausmaß des Pessimismus unter den Studierenden hängt von ihrem Studienfach ab. Besonders groß ist die Sorge bei Studierenden in Fachrichtungen, die mit Informatik verbunden sind. Dies hängt vermutlich mit markanten Äußerungen zusammen - beispielsweise bezeichnete NVIDIA-CEO Jensen Huang Programmieren als veraltete Fähigkeit.
Darüber hinaus ist die Besorgnis der Studierenden erheblich gestiegen. Im vergangenen Jahr waren 18 % der IT-Studierenden pessimistisch eingestellt, in diesem Jahr sind es bereits 28 %. Außerdem glauben viele Absolventen, dass sie während ihres Studiums an der Universität nicht die notwendigen sozialen Kompetenzen erworben haben, wie z. B. effektive Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten, produktive Teilnahme an Besprechungen und Brainstormings, das Geben von Feedback und das angemessene Reagieren auf Rückmeldungen zu ihrer Arbeit. Arbeitgeber wiederum bemängeln häufig, dass Bewerbern diese sogenannten "Soft Skills" fehlen.
Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass der Besitz eines Hochschulabschlusses in den USA an Bedeutung verloren hat. Immer mehr Arbeitgeber bevorzugen erfahrene Fachkräfte, auch wenn diese keinen Hochschulabschluss vorweisen können. So sollen in Kalifornien spezielle "Karrierepässe" eingeführt werden, um die Jobsuche für Personen zu erleichtern, die keinen akademischen Grad oder sogar kein Bildungsdiplom besitzen. Bereits im Dezember wurden im Bundesstaat die Bildungsvoraussetzungen für 30.000 staatliche Stellen erheblich gesenkt.
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